Geschichtliches zum Christbaum
Die Geschichte des Christbaums
Für Dekoration im Winter kommen eigentlich nur immergrüne Pflanzen in Frage, so dass deren Nutzung im Winter noch keine Traditionslinie zum Weihnachtsbaum zeigt.
Immergrüne Pflanzen verkörpern Lebenskraft, und darum wird oft angenommen, dass die Menschen in früheren Zeiten glaubten, sich Gesundheit ins Haus zu holen, indem sie ihr Zuhause mit Grünem schmückten. Die Encyclopedia Britannica führt die Verwendung des Schmucks durch immergrüne Bäume, Kränze und Girlanden als Sinnbild des ewigen Lebens unter den alten Ägyptern, Chinesen und Hebräern an.
Die Römer bekränzten zum Jahreswechsel ihre Häuser mit Lorbeerzweigen. Durch das Schmücken eines Baums zur Wintersonnenwende ehrte man im Mithras-Kult den Sonnengott. Auch in nördlichen Gegenden wurden im Winter schon früh Tannenzweige ins Haus gehängt, um bösen Geistern das Eindringen und Einnisten zu erschweren, gleichzeitig gab das Grün Hoffnung auf die Wiederkehr des Frühlings.
Frühneuzeit und Neuzeit
Im Christentum versinnbildlichte der Tannenbaum ursprünglich als „Paradiesbaum“ die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Dies wurde am Tag von Adam und Eva im Heiligenkalender, dem 24. Dezember, in einem Mysterienspiel dargestellt. Dafür brauchte man einen Baum, der auch am 24. Dezember noch grün war. Als der 24. Dezember zunehmend als „heiliger Abend“ vor Weihnachten wahrgenommen wurde, verselbstständigte sich dieser Paradiesbaum zum Christbaum.
1492 kaufte das Liebfrauenwerk zu Straßburg Tannen für die Kirchengemeinden der Stadt: „Item Koüfft 9 Tannen in die 9 Kirchspill, das gut jor darjnn zu empfohen, unnd darumb gebenn 2 Gulden“. Der Urkundentext nennt hier das neue Jahr als Anlass, wobei aber bis ins 16. Jahrhundert im Heiligen Römischen Reich der Jahresbeginn auf dem Weihnachtsfest lag.
Von 1521 datiert ein Eintrag in einem Rechnungsbuch der Humanistenbibliothek in Schlettstadt: „Item IIII schillinge dem foerster die meyen an sanct Thomas tag zu hieten.“ (Neuhochdeutsche Übersetzung: „Ebenso vier Schillinge dem Förster, damit er ab dem St.-Thomas-Tag die Bäume bewacht.“) Von den Schwarzhäuptern in Riga und Reval wurden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gegen Ende der Weihnachtszeit Tannenbäume auf den Markt getragen, geschmückt und zum Schluss verbrannt.
Eine der ältesten schriftlichen Erwähnungen eines Weihnachtsbaums wird ins Jahr 1527 datiert. Zu lesen ist in einer Akte der Mainzer Herrscher von „die weiennacht baum“ im Hübnerwald in Stockstadt am Main.
Von 1539 gibt es wieder einen urkundlichen Beleg, dass im Straßburger Münster ein Weihnachtsbaum aufgestellt wurde. Die Zünfte und Vereine waren es schließlich, die ein immergrünes Bäumchen in die Zunfthäuser stellten. In einer Lohnabrechnung der Reichsstadt Gengenbach von 1576 wird erwähnt, dass der Förster „ime Strohbach“ einen „Wiehnachtsbaum uf die Ratsstuben“ gebracht habe.
Frühe Aufzeichnungen über den Christbaum als einen allgemein üblichen Brauch stammen aus dem Jahre 1605, wiederum aus dem Elsass: „Auff Weihenachten richtett man Dannenbäum zu Straszburg in den stuben auff daran hencket man roszen ausz vielfarbigem papier geschnitten, Aepfel, Oblaten, Zischgolt [dünne, geformte Flitterplättchen aus Metall], Zucker etc.“ 1611 schmückte Herzogin Dorothea Sibylle von Schlesien erstmals einen Weihnachtsbaum mit Kerzen.
Auch die nächste Nachricht über den Weihnachtsbaum stammt aus Straßburg. In einer zwischen 1642 und 1646 verfassten Schrift ereiferte sich der Prediger am Straßburger Münster Johann Conrad Dannhauer gegen den Brauch, in den Häusern Weihnachtsbäume aufzustellen: „Unter anderen Lappalien, damit man die alte Weihnachtszeit oft mehr als mit Gottes Wort begehet, ist auch der Weihnachts- oder Tannenbaum, den man zu Hause aufrichtet, denselben mit Puppen und Zucker behängt, und ihn hernach abschüttelt und abblühen (abräumen) lässt. Wo die Gewohnheit herkommt, weiß ich nicht; ist ein Kinderspiel.“
Popularisierung des Brauchs ab dem 18. Jahrhundert
Seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden die Nachrichten über den Weihnachtsbaum dann häufiger. Johann Heinrich Jung-Stilling, 1740 im Nassauischen geboren, scheint eine Erinnerung an seine Kindheit zu bringen, wenn er in seinem 1793 veröffentlichten Das Heimweh von dem hell erleuchtenden Lebensbaum mit vergoldeten Nüssen spricht, zu dem das Kind am Morgen des Christtages geführt wird.
In ausländischer Wahrnehmung konnte der Weihnachtsbaum als typisch deutsch und – noch enger gefasst – als typisch lutherisch gelten, gar auf Martin Luther selbst zurückgeschrieben werden.
Von Johann Wolfgang von Goethe stammt eine der ersten Erwähnungen des Weihnachtsbaums in der deutschen Literatur. In dem Briefroman Die Leiden des jungen Werthers (1774) besucht der Protagonist am Sonntag vor Weihnachten die von ihm verehrte Lotte und spricht von den Zeiten, da einen die unerwartete Öffnung der Türe und die Erscheinung eines „aufgeputzten Baumes“ mit Wachslichtern, Zuckerwerk und Äpfeln in paradiesisches Entzücken versetzte. Friedrich Schiller hat in seinen Werken zwar keine Weihnachtsszene geschildert, aber er liebte das Fest unter dem Baum. 1789 schrieb er an Charlotte Buff (Lotte), dass er zu Weihnachten nach Weimar komme, und meinte: „Ihr werdet mir hoffentlich einen grünen Baum im Zimmer aufrichten.“ Im Jahre 1805 wurde der Weihnachtsbaum einem großen Leserkreis dadurch bekannt, dass ihn Johann Peter Hebel in dem Lied Die Mutter am Christabend aus seinen Alemannischen Gedichten erwähnte. Am Vorweihnachtsabend 1815 stellte in Weimar Wilhelm Hoffmann für arme Kinder den weltweit ersten öffentlichen geschmückten Weihnachtsbaum auf.
E. T. A. Hoffmanns Märchen Nussknacker und Mausekönig aus dem Jahre 1816 ist das erste Berliner Literaturdenkmal, in dem der< lichterglänzende, mit goldenen Äpfeln und Bonbons geschmückte Tannenbaum in der Mitte der Weihnachtsbescherung erscheint.
Fichtenbäumchen (Rottannen, Picea) blieben – im Gegensatz zu Weißtannen-Bäumchen (Abies) – in weiten Teilen Mitteleuropas im 18. und 19. Jahrhundert stets häufig. Daher bot sich für ärmere Schichten vorrangig die Fichte als Christbaum an. Trotzdem blieb dieser neue Brauch im Süden Deutschlands und in Österreich zunächst auf das begüterte städtische Bürgertum beschränkt. Die ärmere Stadtbevölkerung kam zuerst mit Zweigen und anfallendem Grün aus. Erst als ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vermehrt Bäumchen von den Grundbesitzern zur Verfügung gestellt wurden, konnte ein größerer städtischer Bedarf gedeckt werden.
Obwohl die katholische Kirche lange Zeit der Weihnachtskrippe den größeren Symbolgehalt zugemessen hatte, übernahm sie mit der Zeit auch den Brauch, einen Weihnachtsbaum aufzustellen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ist der Weihnachtsbaum auch in den katholischen Regionen Deutschlands und Österreichs bezeugt. Der erste nachweislich aufgestellte Weihnachtsbaum in Wien stammt 1814 von Fanny von Arnstein, einer aus Berlin stammenden angesehenen jüdischen Gesellschaftsdame.
Damals standen in gutbürgerlichen Wohnstuben von Wien aber wohl schon mehr Christbäume. In den Wäldern um Wien führte der neue Brauch des städtischen Bürgertums damals offensichtlich bereits zu Missständen: Schon im Oktober 1815 musste die niederösterreichische Landesregierung „das Abstämmeln und Ausgraben der Bäume zum Behuf der Fronleichnamsprozessionen, Kirchenfeste, Weihnachtsbäume und dergleichen“ ausdrücklich untersagen. Mit „dergleichen“ waren vielleicht die Nikolausbäumchen gemeint, die 1782 als „grüner Baum mit brennenden Kerzchen bestekket, auf welchem etwelche Pfunde candirtes Zuckerbacht ebenso glänzen wie der vom Reife candirte Kirschenbaum zur Winterszeit schimmert“ beschrieben wurden. Bereits 1816, anderen Quellen zufolge 1823 in der Albertina, wurde diese Tradition von Henriette von Nassau-Weilburg, der Gattin Erzherzog Karls, aufgegriffen und breitete sich von da an in allen Gesellschaftsschichten Österreichs aus.
Die ersten Christbaumkugeln wurden um 1830 geblasen. Der aus Bayern stammende König Otto von Griechenland ließ 1833 zwei „königliche“ Weihnachtsbäume an öffentlichen Plätzen aufstellen, je einen in Nauplion und einen in Athen. Es bildeten sich Menschenaufläufe, welche die geschmückten Bäume bestaunen wollten.
Nach Nordamerika gelangte der Christbaum durch deutsche Auswanderer und Matrosen. Alte US-Zeitungen berichten, Gustav Körner habe die typisch deutsche Sitte des beleuchteten und geschmückten Weihnachtsbaums in den Vereinigten Staaten eingeführt – und dies schon bald nach Ankunft im Bundesstaat Illinois zu seinem ersten Weihnachtsfest in den Vereinigten Staaten im Jahr 1833. Bereits 1832 stellte allerdings der aus Hessen stammende deutsch-amerikanische Schriftsteller und Harvard-Professor Karl Follen als erster einen Weihnachtsbaum in seinem Haus in Cambridge (Massachusetts) auf und führte so diesen Brauch in Neuengland ein. In den Staaten wurden schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts Christbäume aus Eisen hergestellt. Diese Wunderwerke der Technik waren teilweise schon mit Gas beleuchtet: „Durch die hohlen Äste flutet das Gas und wo sonst Kerzen erstrahlen, zuckt aus schmaler Ritze die Gasflamme empor.“
Als sich die englische Königin Viktoria 1840 mit Albert von Sachsen-Coburg und Gotha vermählte, kam der Weihnachtsbaum nach London. Auch die Niederlande, Russland, besonders Petersburg und Moskau, wo er allerdings nur in den höchsten Kreisen üblich war, und Italien verdanken ihren Weihnachtsbaum den Deutschen. 1837 führte Herzogin Helene von Orléans den Weihnachtsbaum in die Tuilerien ein, später machte sich Kaiserin Eugenie um seine Verbreitung verdient. Zwei Jahrzehnte später wurden in Paris bereits 35.000 Christbäume verkauft.
20. und 21. Jahrhundert
Auf dem Petersplatz in Rom wurde 1982 erstmals auch ein Weihnachtsbaum aufgestellt.
In Österreich ist es Ende des 20. Jahrhunderts Tradition geworden, Christbäume an verschiedene Einrichtungen und Organisationen im Ausland als Geschenke zu überbringen. So steht seit dem EU-Beitritt ein österreichischer Nadelbaum in dem EU-Parlament in Brüssel. Auch Schneiden, Sonder-Straßentransport, Aufstellen und Beleuchten in einer Hauptstadt werden als Spektakel des städtischen Adventmarkts inszeniert, wie das Beispiel eines 30 Meter hohen, 140 Jahre alten Nadelbaums 2011 in Graz zeigt. Desgleichen wird jedes Jahr mit Beginn des Weihnachtsmarktes ein Tannenbaum auf dem Hamburger Rathausmarkt aufgestellt, der ein Geschenk eines nordischen Staates an den Stadtstaat ist.
(Auszug aus Wikipedia)